Laudatio zur Ausstellung
von Carla Kleekamp

Begegnungen: Künstlerinn aus den Niederlanden

Seit dem Beginn der Moderne war die europäische Bildkunst von der Kunst des Ostens fasziniert. Japanische Farbholzschnitt galten für Impressionisten und Jugendstilkünstler als vorbildlich und die ostasiatische Tuschmalerei gab den Vertreter des Action Painting manche Impulse. Carla Kleekamp ist mit ihren teils indonesischen, teils holländischen Wurzeln für diesen westöstlichen Dialog auf eine besondere Weise sensibilisiert. Da sie in Den Haag geboren, aber in Indonesien aufgewachsen und erst als 15jährige wieder nach Holland gekommen ist, gehört Asien für sie zu einem wesentlichen Teil der eigenen Biographie. Als Künstlerin lässt sie sich in beiden Kulturformen ausbilden: dem „europäischen“ Grafikstudium folgen fünf Jahre Privatunterricht in Tuschmalerei bei einem chinesischen Meister und später ein Studienaufenthalt in Japan. Vieles aus der östlichen Bildkultur assimiliert die Künstlerin auf meisterhafte Weise: spezielle Bildformate, die asymmetrische Komposition mit dem seitlichen Bildanschnitt, die Höhenstaffelung der Landschaft, Strukturen, Spiegelungen, Momentausschnitte. Neben dem modernen Ukiyo-e mit seinen Bildern aus dem fließenden Leben steht das Zen-Ideal, das die Schöpferkraft des Natürlichen feiert. Die Graphik von Carla Kleekamp reflektiert die Schönheit und Kraft der Linie, den visuellen Zauber der Strukturen und einen Naturraum, der seine archaische, ursprüngliche Würde und seine Individualität allen Umweltsünden zum Trotz bewahrt. Ihre Botschaften zu den großen Themen Umwelt und Migration kommen klug und mit einem Lächeln daher. In dem Blatt Integration schaut die japanische Schöne in den Spiegel und die Mona Lisa lächelt ihr entgegen. Zur Verteidigung der Natur steht hoch oben auf der Kuppe eines in zenbuddhistischer Manier gezeichneten Berges der bewaffnete Kämpfer á la „Playstation“ bereit. Die Künstlerin spielt mit den Irritationen des Visuellen, die sie als ihre Antwort auf die Globalisierung der Welt einsetzt.

Dr. Karla Bilang
Kunsthistorikerin